In the Lead: Female Rising Stars
Jung, weiblich, Führungskraft – und zurück an der alten Schule: Gut zehn Jahre nach ihrem Abschluss an der Bergiusschule kehrten drei Absolventinnen für die Gesprächsreihe „In the lead“ der Frankfurt Hotel Alliance und der Bergiusschule zurück und berichteten von ihrem Weg in Führungspositionen der Hotellerie. Die kleine, aber feine Gesprächsrunde stellt regelmäßig Schülerinnen inspirierende Persönlichkeiten aus der Hotelbranche vor, die ihnen mit Geschichten, Rat und Tat zur Seite stehen. Wir waren bei dieser Ausgabe dabei und haben nochmal mit den drei spannenden Speakerinnen gesprochen.
Fotos: © Jonas Reuter
Zoë Kourebanas arbeitet als Conference & Events Service Managerin im Hilton Frankfurt City Centre. Dhana Kröber ist mittlerweile Food & Beverage Managerin im Sheraton Frankfurt Airport Hotel & Conference Center / Frankfurt Airport Marriott Hotel. Alexandra Schröder eröffnete als Reservation Managerin dieses Jahr das Kimpton Main Frankfurt mit. Drei Frauen, drei spannende Wege.
Sie sprachen persönlich und direkt über die letzten zehn Jahre: von Erfolgen und Chancen, von Rückschlägen und Umwegen, einsamen Momenten und stützendem Miteinander. Die drei machten deutlich, welche Eigenschaften sie auf ihrem Weg gestärkt haben, welche Vorbilder sie inspirierten – und welche Antivorbilder auch lehrreich waren. Themen wie Respekt erarbeiten, ernst genommen werden, Freizeit und Ausgleich spielten dabei eine ebenso große Rolle wie die Offenheit, Fehler zu machen und daraus zu lernen.
Herausforderungen annehmen
„Eine der größten Herausforderungen war für mich, als junge Frau in der Branche ernst genommen zu werden – insbesondere im Austausch mit langjährigen Kolleg:innen“, erzählt Zoe. „Es braucht Durchhaltevermögen und Klarheit, um sich Gehör zu verschaffen. Mein persönliches Learning: Nicht aufgeben, auch wenn man unterschätzt wird. Mit Haltung, Kompetenz und Ausdauer kann man viel bewegen.“
Zoë Kourebanas, Conference & Events Service Managerin Hilton Frankfurt City Centre
„Es braucht Räume, in denen junge Frauen gehört werden – nicht nur, wenn sie laut sind, sondern weil ihre Perspektiven wertvoll sind.“
Auch für Alexandra gibt es auf mehreren Ebenen Herausforderungen in der Hotellerie: „Als Frau musste ich oft mehr beweisen, dass ich Führungsstärke habe und nicht nur nett bin. Gerade wenn man jung ist, trauen einem nicht alle sofort alles zu. Manche zweifeln oder testen, wie weit man geht. Darauf muss man sich einstellen“, erzählt sie. „Mein Tipp an junge Frauen: Du brauchst Ellbogen im positiven Sinne. Damit meine ich nicht, dass man rücksichtslos sein muss, sondern dass man klar für sich einsteht und den eigenen Wert kennt. Zweifel von anderen gehören dazu, aber die darf man nicht verinnerlichen. Am Ende zählen Kompetenz, Haltung und Verlässlichkeit.“
„Junge Frauen sollten sich darauf einstellen, dass sie sich behaupten müssen – besonders in Führungspositionen. Die Hotellerie ist eine Branche, in der schnelle Entscheidungen manchmal unumgänglich sind, und ich denke, dass gerade diese Entscheidungen Frauen schwerer fallen können als Männern“, findet auch Dhana. Man müsse lernen, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und die Sensibilität, zu der Frauen eher neigten, gekonnt einzusetzen. „Man sollte hierfür seinen eigenen Stil finden – nicht jeder hat eine natürliche Autorität, die dafür sorgt, dass ein Schweigen im Raum herrscht, sobald man ihn betritt.“ Dies betreffe natürlich beide Geschlechter.
Mit Rat und Tat
Besonders wertvoll für die aktuellen Schülerinnen: diese vielen Tipps und Learnings, die die Speakerinnen mitbrachten. „Nicht alles zerdenken“, „Mutig sein“, „Nicht warten, bis man sich bereit fühlt für den nächsten Schritt – man fühlt sich sowieso nicht bereit“ oder ganz simpel „Sagt, was ihr euch wünscht“. Ehrliche Ratschläge aus erster Hand, die Mut machen und zeigen, dass Karrierewege selten geradlinig verlaufen, aber immer gestaltbar sind.
„Mein Rat an Einsteigerinnen: Du brauchst Energie, Wille und Leidenschaft, das ist die halbe Miete. Ohne das wird es schwer, denn Hotellerie ist kein 9 to 5 Job, selbst im Büro nicht“, findet Alexandra. „Aber wenn du mit Begeisterung dabei bist, erlebst du eine Branche, die unglaublich vielseitig ist. Einen Rat, den ich erst kürzlich bekommen habe und der mir enorm geholfen hat, gerade im Pre-Opening, war: Es geht schief, was schiefgehen kann. Du kannst es nicht besser wissen und das ist okay. Das hat mir viel Druck genommen, weil es bedeutet, Fehler gehören dazu. Wichtig ist, wie du damit umgehst und nicht, dass alles perfekt läuft.“
Alexandra Schröder, Reservation Managerin, Kimpton Main Frankfurt
„Mein Tipp an junge Frauen: Du brauchst Ellbogen im positiven Sinne. Damit meine ich nicht, dass man rücksichtslos sein muss, sondern dass man klar für sich einsteht und den eigenen Wert kennt.“
Auch Dhana hat einen Rat im Gepäck. „Bleibt euch selbst treu – das ist für mich einer der wichtigsten Grundsätze. Auch wenn manche Situationen herausfordernd oder ungerecht erscheinen, steckt oft mehr Positives darin, als man im Moment erkennt. Zweifel gehören dazu, aber wenn man liebt, was man tut und mit sich im Reinen ist, wird der Einsatz auch gesehen und belohnt. Nicht jeder Weg ist eben, sonnig und geht immer nur geradeaus. Einem begegnen Steine, Steigungen und teilweise auch Unwetter, aber es lohnt sich, sich hiervon nicht verunsichern zu lassen und mutig und stark zu bleiben. Diesen Rat habe ich selbst einmal bekommen – und er hat mir geholfen, dranzubleiben und meinen eigenen Weg zu gehen.“
„Die Hotellerie lebt vom Umgang mit Menschen – und gerade Empathie ist eine große Stärke, die Frauen oft mitbringen“, erklärt Zoe. „Wenn man mit echter Begeisterung dabei ist, fällt vieles leichter. Gäste spüren das, Kolleg:innen auch. Und: Vorgesetzte sehen Engagement. Wer mit Herzblut und Disziplin arbeitet, bekommt langfristig Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.“
Aktives Miteinander
Gleichberechtigung und Fairness leben einerseits immer auch von der gegenseitigen Unterstützung – im Team und privat. Andererseits kann es auch die persönliche Entwicklung fördern, in manchen Situationen weniger Support zu haben. „Es kann auch sehr hilfreich sein, in manchen Situationen nur einen kleinen Support zu haben, der einen dazu zwingt eigene Entscheidungen zu treffen“, findet auch Dhana. „Diese sind nicht immer richtig, aber auch Fehlentscheidungen benötigt man, um sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln, denn auch dies sind Punkte, die den beruflichen Werdegang beeinflussen – fachliches Wissen allein reicht nicht aus, um eine Führungsrolle einzunehmen. Für diese persönliche Entwicklung benötigt man Support, gleichzeitig aber auch den Freiraum ins kalte Wasser zu springen und für Fehler gerade zu stehen – auch das muss man lernen.“
Dhana Kröber, Food & Beverage Managerin Sheraton Frankfurt Airport Hotel & Conference Center / Frankfurt Airport Marriott Hotel
„Für diese persönliche Entwicklung benötigt man Support, gleichzeitig aber auch den Freiraum ins kalte Wasser zu springen und für Fehler gerade zu stehen – auch das muss man lernen.“
Für Alexandra ist Feedback ein wichtiger Punkt: „Wenn ich auf meine bisherige Karriere schaue, ist für mich Feedback das Wichtigste in beide Richtungen. Positives Feedback motiviert, negatives Feedback lässt uns wachsen, auch wenn wir im ersten Moment vielleicht enttäuscht darüber sind. Bauchpinseln ist nicht nötig, aber eine ehrliche Rückmeldung macht den Unterschied. In der Hotellerie leben wir davon, uns stetig zu verbessern und das gilt nicht nur für Gästefeedback.“
Zoe sieht in der Gesprächsreihe einen wichtigen Baustein: „Austauschformate wie ,In the Lead’ sind ein großartiges Beispiel dafür, wie Support konkret aussehen kann. Es braucht Räume, in denen junge Frauen gehört werden – nicht nur, wenn sie laut sind, sondern weil ihre Perspektiven wertvoll sind. Wichtig ist, dass man sich verstanden fühlt und fair behandelt wird. Und: Junge Frauen wollen sich beweisen – sie brauchen keine Sonderbehandlung, aber sie dürfen auch nicht übersehen werden.“