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Ausbildung mit Zusatzqualifikation: Zu Besuch bei drei Absolvent:innen

Ausbildung mit Zusatzqualifikation: Zu Besuch bei drei Absolvent:innen

 

Mit den Zusatzqualifikationen in den gastgewerblichen Ausbildungsberufen haben Ausbildungssuchende mit Abitur oder Fachhochschulreife seit 2019 die Möglichkeit, in zwei statt drei Jahren zwei IHK-Abschlüsse zu erlangen. Sie bieten damit eine sinnvolle Alternative zum Studium. Aber was bringt eine Zusatzqualifikation wirklich? Was sind die Inhalte und wie kann ich das neu erworbene Wissen im Alltag nutzen? Wir haben Absolvent:innen in ihrem Betrieb besucht. Paula, Janina und Vincent arbeiten im Steigenberger Frankfurt Airport – die drei Freund:innen haben mit uns über ihre Erfahrungen, ihren Weg nach der Ausbildung und ihre Ziele für die Zukunft gesprochen.

Alle drei haben auch ihre Ausbildung im Haus am Flughafen absolviert und sie im Abschlussjahr 2021/22 beendet. Jetzt ist Paula als Front Office Supervisor im Hotel, Janina und Vincent sind als Demi Chefs de Rang in der „Unterschweinstiege“, dem weitläufigen Traditionsrestaurant des Hotels aus dem Jahr 1781, tätig. Zu ihrem klassischen Berufsabschluss in ihrem ausgewählten Ausbildungsberuf als Hotelfachleute haben sie das IHK-Zertifikat für die Zusatzqualifikation Hotelmanagement erhalten. Dafür haben sie zwei Jahre lang, neben den regulären Berufsschulinhalten, Branchenwissen von erfahrenen Wirtschaftsexpert:innen in Best Practice, Trends, Finanzen sowie in rechtlichen Grundlagen mitgenommen, und haben anhand eines realen Objektes ein Betriebskonzept erstellt.

Die Themen und Fächer der Zusatzqualifikation waren sehr berufsbezogen und helfen auch weiter, wenn man in Richtung Selbstständigkeit denkt.
— Janina Hartmann

Ihr habt letztes Jahr Eure Ausbildung abgeschlossen. Wie ging es seitdem für Euch weiter?

Paula: Ich wurde zum Front Office Supervisor befördert und bin für die Agents und Azubis an der Rezeption, für das Backoffice und abends als Duty Manager für die Abläufe im Hotel zuständig. Außerdem konnte ich einen Ausbilderschein machen und mich so auch in Richtung Personalführung weiterbilden.

Vincent: Janina und ich sind vom Commis de Rang zum Chef de Rang aufgestiegen. Dadurch, dass wir auch unsere Ausbildung hier im Haus absolviert haben, vertraut man uns, und so haben wir auch schon das ein oder andere Mal die Veranstaltungsleitung übernommen. Wir konnten uns auch individuell weiterentwickeln, bekommen hier immer wieder kleine eigene Projekte und Aufgaben, die uns fördern.

Ihr habt einen Abschluss in der Zusatzqualifikation im Hotelfach abgelegt. Was war das Besondere daran?

Janina: Die Themen und Fächer waren sehr berufsbezogen und helfen auch weiter, wenn man in Richtung Selbstständigkeit denkt. Wir haben zum Beispiel gelernt, wie man einen Business Plan erstellt.

Paula: Die Dauer von zwei Jahren ist ebenfalls besonders und war für mich eines der ausschlaggebenden Argumente für die Ausbildung mit der Zusatzqualifikation. Auch wenn man sich in Richtung Personalführung entwickeln oder den Ausbilderschein machen möchte, finde ich sie sehr hilfreich.

Vincent: Neben der verkürzten Ausbildungszeit hat mir bei der ZQ auch gefallen, dass bei den Mitschüler:innen eine hohe Grundmotivation vorhanden ist, weil wir uns alle freiwillig dafür entschieden haben, da ist die Dynamik einfach sehr gut. Es braucht allerdings unserer Meinung nach noch etwas Zeit, bis sich die ZQ auch in den Betrieben richtig etabliert hat. Das Wissen können wir teils noch nicht selbst bei der Arbeit anwenden, es hilft aber, die Hotelabläufe im Hintergrund zu verstehen, auch wenn man nicht direkt involviert ist.

Die Zusatzqualifikation hilft, die Hotelabläufe im Hintergrund zu verstehen, auch wenn man nicht direkt involviert ist.
— Vincent Schönthaler

Würdet Ihr die Zusatzqualifikation noch einmal ablegen?

Alle: Definitiv ja!

Auch wenn man sich in Richtung Personalführung entwickeln oder den Ausbilderschein machen möchte, finde ich die Zusatzqualifikation sehr hilfreich.
— Paula Arruda

Ihr seid alle in Eurem Ausbildungsbetrieb geblieben – warum? Was macht das Steigenberger Frankfurt Airport besonders?

Alle: Das Team! Der Zusammenhalt ist sehr gut und wir können uns alle aufeinander verlassen.

Vincent: Die Größe und Vielfältigkeit ist auch besonders, vor allem durch den Flughafen und unsere unzähligen Veranstaltungen, die wir sehr oft im Haus haben.

Janina: Dieser Stress macht einfach sehr viel  Spaß, das muss man mögen und alles überblicken können. Woanders, wo drei Kellner:innen auf drei Tische kommen, wäre uns vielleicht etwas langweilig.

Paula: Ich mag die Massen – wenn ein Flug gecancelt wird und 300 Personen eingecheckt werden möchten. Da muss alles zack, zack gehen, das macht Spaß. Und wenn dann der ein oder andere Gast ein Kompliment oder nettes Wort übrig hat, ist es noch schöner. 

Was das Steigenberger Frankfurt Airport ausmacht, ist neben der Vielfältigkeit vor allem das Team und sein Zusammenhalt.
— Janina, Paula & Vincent

Worauf seid Ihr besonders stolz?

Alle: Darauf, dass während unserer gemeinsamen Ausbildung eine super Freundschaft entstanden ist. 

Warum sollte man eine Ausbildung in der Branche beginnen? Was würdet Ihr Einsteiger:innen raten?

Alle: Man sollte offen für Neues sein, Durchhaltevermögen haben, stressresistent sein und die Herausforderung mögen. Das Gastgewerbe ist eine Welt für sich, die man liebt oder hasst, aber man muss sie gesehen haben. Und egal, wie schlecht es läuft, am Ende rettet ein Lob vom Gast alles.

Vincent: Ich habe mal einen guten Rat bekommen, wenn man gerade in einer schwierigen Situation ist: „Aufregen können wir uns später noch.“ Also, einfach erstmal weitermachen!

Ich habe mal einen guten Rat bekommen: Aufregen können wir uns später noch.
— Vincent Schönthaler

Welchen Herausforderungen steht Ihr in Eurer täglichen Arbeit gegenüber?

Alle: Durch die vielen verschiedenen Gäste vom Airport haben wir natürlich oft mit Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden zu tun. Das kann anstrengend sein und erfordert sehr viel Feingefühl, aber man lernt auch unglaublich viel. Vor allem auch, wenn man den Gästen die deutsche Kultur näherbringen und erklären muss. Wenn zum Beispiel die Abfahrt des Busses in 20 Minuten terminiert ist, dann wird er auch genau zu dieser Zeit abfahren und wartet meist nicht.

Was sind Eure Ziele für die Zukunft?

Alle: Privat natürlich Gesundheit und Glück, Erfahrungen sammeln und in der Welt herumkommen, vielleicht auch einmal im Ausland arbeiten. Beruflich möchten wir weiter aufsteigen und in höheren Positionen arbeiten. Auch ein Hotel zu dritt können wir uns sehr gut vorstellen – das würde auf jeden Fall funktionieren.

Was gefällt Euch an Frankfurt und der Branche?

Alle: Frankfurt kann viel vereinen, wenn man das möchte. Es verbindet viele verschiedene Kulturen, ein sehr gemischtes Klientel, aber es funktioniert – und es ist immer was los! Leider wird es oft unterschätzt. Frankfurt ist viel mehr als nur Businessstadt oder Hauptbahnhof und Drogen.

Wo trifft man Euch an einem freien Tag in Frankfurt?

Alle: Uns drei gemeinsam trifft man meistens in einem neuen Restaurant oder einer neuen Bar, die wir gerade ausprobieren.

Frankfurt ist viel mehr als nur Businessstadt oder Hauptbahnhof und Drogen.
— Paula Arruda

Paula, welche drei Dinge sind am Front Office unerlässlich?

Paula: Freundlichkeit, Stressresistenz und Hilfsbereitschaft. 

Janina und Vincent, worauf kommt es im Service besonders an? Was ist guter Service?

Beide: Egal, wie schlecht der eigene Tag läuft, man sollte es nicht zeigen und den Gästen dennoch die Wünsche von den Augen ablesen können. Guter Service bedeutet Aufmerksamkeit, ein Auge für’s Detail, die Extrameile zu gehen und immer etwas on top zu liefern, das man nicht erwartet.

Guter Service bedeutet Aufmerksamkeit, ein Auge für’s Detail, die Extrameile zu gehen und immer etwas on top zu liefern, das man nicht erwartet.

— Janina & Vincent

Was war Eure verrückteste Situation mit einem Gast?

Paula: Ein Gast hat einmal etwa 3.000 Euro im Hotel verloren und die ganze Lobby lag voller 50-Euro-Scheine. Sie sind ihm aus der Hose gefallen und er hat es nicht gemerkt. Ich habe ihn allerdings später auf der Überwachungskamera erkennen, anrufen und informieren können. Er war sehr dankbar und ich habe einen Finderlohn bekommen.

Janina: Ich wurde einmal von einem Gast gefragt, wie sich das mit Escort-Damen im Hotel verhält, ob das vermittelt würde und ob man das anmelden müsse. 

Vincent: Ich hatte einmal Nachtschicht an der Rezeption, als die Bundespolizei um zwei Uhr morgens eine 92-jährige Dame ablieferte, die mit ihrem Porsche vom Hockenheim Ring kam und durch ihre Fahrweise aufgefallen war. Die Polizei hat das Auto beschlagnahmt und die Dame bei uns „zwangsuntergebracht“, weil sie scheinbar unter Drogeneinfluss stand und fahruntauglich war. Allerdings muss man sagen, dass man mit 92 vielleicht auch nicht mehr so taufrisch fährt (lacht).

Wir können uns ein Hotel zu dritt sehr gut vorstellen – das würde auf jeden Fall funktionieren.
— Janina, Paula & Vincent

Vielen Dank für das Gespräch mit Euch!


Das Pilotprojekt der zweijährigen Ausbildung mit trendweisenden Zusatzqualifikationen wurde 2019 gemeinsam vom Hotel- und Gastronomieverband  DEHOGA Hessen, der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, dem Staatlichen Schulamt Frankfurt am Main, der Bergiusschule Frankfurt, der Frankfurt Hotel Alliance und der Initiative Gastronomie Frankfurt ins Leben gerufen. Unterstützt und ermöglicht wird dieses zukunftsorientierte Konzept durch das Hessische Kultusministerium, sowie von Partner:innen aus der Wirtschaft und von den Ausbildungsbetrieben selbst. Mehr Infos auf der Seite des DEHOGA hier.

 
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